Sonntag, 2. August 2020

Mittelnorwegen - Auf dem Weg zum Atlantikhighway

Siggis Geschwafel:

Als mopedfahrender Angler (vermutlich der Erfolgloseste Deutschlands) war der Saltstraumen natürlich ein ganz besonderes  Highligt für mich, da dieser zu den besten Angelrevieren Europas zählt, gleichzeitig aber durch die starken Strudel und heftige Strömung, die bis zu 40 km/h betragen kann, eines der gefährlichsten Angelgewässer ist. Um erfolgreich zu angeln, ist Voraussetzung, dass man das Gewässer kennt. Auch wenn dies für mich nicht zutrifft, konnte ich dennoch einige recht passable
Makrelen aus dem Gewässer ziehen, die prompt in unserer Pfanne gelandet sind. 
Das da deutlich Luft nach oben war, zeigte sich abends beim Ausnehmen der Fische, als ich neidvoll die von Menge und Dimension her deutlich größere Ausbeute meiner erfolgreicheren Kollegen bestaunte. Neben mir stand einer, der geschätzt 50 kg Fisch filetierte, die er an dem einen Tag gefangen hatte.
Nun ja, wir sind ja auf Mopedtour und mit der mitgenommenen einfachen Reiserute sollte man auch nicht zuviel erwarten...
Wie dem auch sei, für mich war der eingelegte Chill-Tag eine willkommene Abwechslung und Dank Kajo hatten wir abends auch wieder saubere Wäsche zur Verfügung.

Am Samstagmorgen wurden dann nach einem Männerfrühstück mit Priorität auf reichlich gebackene Eier, flux die Zelte abgebaut und unser ganzer Kram wieder auf den Mopeds verstaut. Nur am Rande erwähnt, dass dürften so an die 75 kg Gepäck je Moped sein...

Gegen 10:30h verließen wir dann den Campingplatz direkt am Saltstraumen, einem der bisher schönsten auf unserer Tour. Unsere Reise führte uns zunächst nocheinmal über eine Brücke hoch über dem Gezeitenstrom auf die E17, dann später auf die E6, weil wir unbedingt ein Foto am Polarkreis machen wollten, den wir ansonsten auf der Fähre passiert hätten. Auf dem Weg kamen wir wieder einmal an atemberaubenden Landschaften, pitoresken Gebirgsformationen und reißenden Gewässern vorbei. Einfach wunder-wunderschön.
Gegen 14:00 Uhr erreichten wir dann den nördlichen Poarkreis (Arctic Circle) der laut Wikipedia auf 6° 33' und 55'' nördlicher Breite liegt.

Weiter gings dann auf mal mehr, mal weniger kurvenreichen Strecken Richtung Süden. Es fällt auf, dass es an diesen Strecken gewaltige Baustellen gibt, die nicht wie in Deutschland zu Verkehrschaos - aber teilweise zu erheblichem Abtrag von Felsmassiven führen. So in Deutschland kaum vorstellbar. Für uns Mopedfahrer führt das leider durch die Begradigung der Strecke zu etwas Verlust an Fahrspaß.
Recht müde beschlossen wir dann nach ca. 350 km in Grane, auf einem Camingplatz eine Hütte zu nehmen. Wir wurden empfangen von einer noch recht jungen Asiatin, die wir aber kaum verstanden. Ein älterer Mann so um die 75 kam ihr zu Hilfe. Kajos kurze Frage: “your father?“ - wohl ein kleiner Faux Pas, ihre Antwort: “No, my husband“...
Auf jeden Fall war der ein ganz Harter. Stolz zeigte er uns seine Sammlung deutscher Militaria aus dem 2. Weltkrieg samt deutscher Reichsflagge. 
Dieses Bild hing an der Wand seiner Werkstatt, für das man in Deutschland wahrscheinlich in den Knast kommen würde:
Abends noch ein paar Gespräche mit Mitcampern - unser Englisch ist inzwischen wieder ganz passabel, wenn wir damit nicht weiterkommen, Kajos Kölschplatt versteht wirklich jeder...
Da wir beide recht platt waren ging's am Samstag recht früh in die Falle.

Heute, Sonntag starteten wir nach der üblichen Frühstücks- und Aufrödelprozedur wieder um 10:30 Uhr gen süd-west. Bei mir zeigte die Tankuhr noch 90 km Reichweite an, also Zwischenziel “nächste Tankstelle“. Die erreichten wir nach ca 95 km Fahrstrecke... Puh, das war knapp. Das zeugt aber gleichzeitig von der gigantischen Größe Norwegens. Am Morgen dann noch eine Fähre genommen, dann gefühlte 20 Tunnel durchfahren, teilweise sehr lang (längster heute: 9 km) und wir fragen uns, wie man es wohl schafft, einen Tunnel von 2 Seiten so zu bohren, samt Höhenunterschiede, teilweise unter Meeresniveau, inklusive etlicher Kurven, dass sich beide Enden in der Mitte genau treffen. Solche Gepräche, aber auch über Politik und die Welt führen wir nebenher während der Fahrt über Helmsprechquackgarnitur...

Ja und wir merkten auch das Sebastian und Lisa nicht mehr mit uns fahren. Deren obligatorische Ein-Uhr-Mittagspause, bei der auch gekocht wurde, fehlt uns. So gab's bei uns heute mal wieder Fastfood zwischendurch. Ganz nebenbei: seit wir in Norwegen sind, gab's bei uns mangels Angebot nicht einen Tropfen Tinto. Das kann so nicht weitergehen. Sonntags haben in Norwegen die allermeisten Geschäfte zu, will heißen, wir konnten nicht mal eine Dose Bier käuflich ergattern.
Ein Glück, dass unser Hüttenwirt auf dem heutigen Campground  “Osen Fjordcamping“ unsere Misere erkannte. Er schenkte uns aus Mitleid 2 Dosen eiskalten original deutschen Krombachers, wieder mal Glück gehabt...










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