Mittwoch, 19. August 2020

Donnerstag, 13. August 2020

Rückreise und Resümee

Gestern Abend, am 12.08.2020 sind wir kurz vor dem einsetzenden Gewitter wieder heil zuhause angekommen!

Hinter uns liegt eine wirklich fantastische Reise mit tollen Erlebnissen, grandiosen Landschaften und unzähligen Begegnungen.

Insgesamt haben wir in diesen 30 Tagen 9200 Kilometer zurückgelegt, haben je ca. 500 Liter Benzin verbraucht, 1 Batterie und ca. 0,5 Liter Öl benötigt.

Dem Siggi ist unterwegs auf einer Schotterpiste die hintere Radabdeckung zu Bruch gegangen, ansonsten haben sich unsere beiden BMW GS´en hervorragend geschlagen.

Auf der Rückreise von Aalborg in Dänemark haben wir dann noch eine letzte Nacht südlich von Hamburg im "Alten Land" verbracht, da uns die 1000 KM am Stück doch zu stressig erschienen.

Unsere subjektive Meinung zur Reise:
  • Wenig Verkehr auf der gesamten Reise -bis wir wieder deutschen Boden unter den Rädern hatten (der Elbtunnel war die Hölle, im Stau bei Temperaturen nahe der 40° C). 
  • Auf der gesamte  Reis nahezu keine Baustellen -wieder bis ...
  • Verkehrszeichen und Geschwindigkeitsbeschränkungen in Skandinavien und dem Baltikum dort wo wirklich erforderlich, hierzulande wieder eine wahre Orgie von 80, 70, 60, 100, 120... Überholverbot, Baustelle.... in ständigem Wechsel.
    Irgendwie glaube ich, dort wird dem Verkehrsteilnehmer mehr Verantwortung übertragen, hier bei uns ist scheinbar alles durchreguliert, Verkehrszeichen hinter Verkehrszeichen...und es läuft trotzdem nix
  • In den skandinavischen Ländern sind allerdings auch die Strafen bei z.B. Geschwindigkeitsüberschreitungen teilweise drakonisch.
    So haben wir gehört, dass bei 30 KM über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit 800€ fällig werden.
    Wir haben uns im Großen und Ganzen an die Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten und sind trotzdem zügig vorangekommen und der Fahrspaß hat darunter absolut nicht gelitten.
  • Wettertechnisch hatten wir Glück, es gab zwar ein paar Regentage aber ansonsten hatten wir fast immer angenehme Temperaturen um die 25° C.
  • Durchweg immer superfreundliche und hilfsbereite Menschen getroffen. Gerade unter Motorradfahrern und auf Campgrounds hatten wir tolle Begegnungen: "Wo kommt ihr her, wo fahrt ihr hin, wo seid ihr gewesen? " waren die typischen Fragen. Es wurden Tipps und Erfahrungen ausgetaucht und wir haben viele nette Gespräche geführt. In diesen 4 Wochen hat sich auch unser Englisch deutlich verbessert.
  • Gefühlt sind wir an über 1000 Seen vorbeigefahren, haben mindestens 200 Tunnel in unterschiedlichen Längen (100 Meter-10 Kilometer) durchfahren und ca. 15 Fähren genommen.
  • Skandinavien ist eine Urlaubsregion, auch für die Einheimischen. Sehr viele Norweger haben ein Wohnmobil vor dem Haus stehen und viele Womos sind uns auf der Straße oder dem Campingplatz begegnet
  • Ebenso haben wir auch im Gegenverkehr viele deutsche Kennzeichen erkennen können. Kann auch sein, das dies Coronabedingt so gewesen ist.
  • Nördlich des Polarkreises war zu dieser Jahreszeit defacto keine Nacht erkennbar. Die Sonne hat permanent -auch nach Mitternacht- geschienen.
  • Campingplätze, Benzin und Lebensmittel sind im Vergleich zu uns extrem teuer, insbesondere Bier und Wein.
    Eine einfach ausgestattete Hütte auf dem Campingplatz kostet oft zwischen 50€ und 80€ die Nacht.
  • Das Tankstellennetz, insbesondere im hohen Norden ist recht dünn aber ausreichend. Preisunterschiede sehr extrem (teilweise 1,30€ bis 1,80€)

So, jetzt reicht es vorerst mal, wenns Fragen gibt, sprecht uns einfach an oder schreibt es in die Kommentar-funktion unten rein.

Ach ja, wenn die Fotos und Videos mal alle gesichtet sind, werden diese auch hier publiziert.

In diesem Sinne, mat et joot

Siggi und Kajo  






14.07 Start von Zuhause

14.07. Übernachtung Baumzelt Groß Trebbow

15.07. Danzig, Wohnung via Airbnb

16.07. Ryn, Masuren, Hotel

17.07. Jurbarkas, Litauen, B&B

18.07. Buschcamp, Lettland

19.07. Riga, Hoel Two Wheels, Lettland

20.+21.07. Tallinn, Hotel Kreutzwald, Estland

22.07. Heinola, Finnland, Campingplatz, Hütte

23.07. Oulu, Finnland, Campingplatz, Hütte

24.07.  Sodankylä, in der Nähe, Finnland, Campingplatz, Hütte

25.+ 26.07.  Repväg, Russenhotel, Norwegen

27.07. Buschcamp Norwegen (auf Wiese mit Traktor)

28.07. Evenest (Zelten) Eingang Lofoten, Norwegen

29.07. Campingplatz Nähe Ramberg (Zelten), Fredvang Campi Lofoten

30. + 31.07.Campingplatz Saltstraumen, Bei Bodö, Zelten

01.08.  Campingplatz Grane? ein Ort vor Trofors (bei dem Harten) Hütte

02.08. Campingplatz Osen, (Hütte)

03.08. Campingplatz Nähe Hoston (Hütte) an E39

04.08.  Campingplatz Mjelva, bei Adalsnes, Zelten

05.08.  Boverdal / Galdbygde, Hütte in dem Ort, wo wir Kapelle und Friedhof besichtigen waren

06.08.  peace & love campingplatz / Gudvangen-Camping, Hütte

07.08.  Campingplatz in der Nähe Hjelmeland / Tysdal,  wo wir Tormod und Kirsten trafen, Hütte

08.08.  bei Uwe Wegner, Nähe Kristiansand, Zelten auf Wiese

09.08. + 10.08. Strandcampingplatz Aalborg, DK, Zelten

11.08.  Hotel Altes Land, Jork

12.08.  Home

Montag, 10. August 2020

FV44

Samstag, 08.08.
Nachdem wir am Vorabend von Kirsten und Tormod einige gute Tipps für die weitere Reise bekommen hatten, starteten wir heute bei angenehmen Temperaturen gen Südwesten, in Richtung Küste. Auch Uwe Wegner, ein Bekannter vom Hu-Treffen (Horizonts Unlimited), den wir später besuchten, hatte uns unbedingt die Strecke über die FV44 ans Herz gelegt. Die Strecke war ein erneutes Highlight unserer Reise. Landschaftlich wieder anders als die Tage zuvor, fuhren wir zunächst durch den Magma-Geo-Nationalpark, einer Landschaft, geprägt von riesigen Gesteinsformationen direkt in Küstenumgebung, bei dem Kurven fahren nicht zu kurz kam. Mit Worten kann man unsere Gefühle beim Durchqueren dieser eindrucksvollen Umgebung kaum beschreiben. 


Irgendwo in the middle of nowhere machten wir ne Kaffepause an einem kleinen, beschaulichen  Fischerhafen. Alles super ruhig, nur das Meer hörte man rauschen. Ein kleines Fischerboot entlud gerade seinen Fang. Lauter großer Krebse in Reusen. 


Ein Deutscher stieg aus seinem Womo aus und verweilte kurz bei uns, meinte dann: “was gibt es schöneres als Motorrad zu fahren...“ Wir kennen die Antwort... Motorradfahren in Norwegen!

Die Route verlief weiter durch diese imposante Landschaft, aber mit all unseren Foto-Stopps kann man trotzdem das Erlebte nicht so wirklich festhalten.
Irgendwann am Nachmittag kam der kleine Hunger und wir legten eine Pause bei einem Pizza-Bäcker on the road ein. Dort trafen wir zufällig Tormod und Kerstin wieder, samt ihrer Goldwing mit Anhänger. 

Sie meinten der weitere Streckenverlauf würde noch besser. Wie wahr... wieder herrliche Landschaft und ein wahres Kurvenfeuerwerk. Zwischendurch ein „Korkenziehertunnel“,der die Straße im Kreisel durch einen Berg nach unten führte. Einfach unbeschreiblich diese Landschaft!

Gegen Abend erreichten wir dann Uwe, einen Motorradfahrer, den wir von diversen HorizonsUnlimited - Treffen kannten. Abends haben wir bei Wein und Bier draußen gesessen und über unsere Reisen, Land und Leute gesprochen. Er ist vor über 10 Jahren nach Norwegen ausgewandert und besitzt 40 km nördlich von Kristiansand irgendwo im Nirgendwo Haus, landschaftlich wunderschön direkt neben einem See gelegen. 


Das Haus ist nur über eine Schotterpiste zu erreichen. Gezeltet haben wir gegenüber auf der Wiese, direkt am See. Morgens gabs dann bei ihm Kaffee und Spiegeleier mit Speck.

Nachdem der Siggi ihm dann professionell noch ein paar Kabel an seiner African Twin zusammengebraten hat, haben wir unsere Tour zur Tags zuvor gebuchten Fähre nach Kristiansand fortgesetzt.

Die ca. dreistündige Überfahrt verlief glücklicherweise bei ruhiger See, sodass der Katamaran nur wenig schaukelte und wir die K*tüten glücklicherweise nicht brauchten.

Bei der Einreise nach Dänemark mussten wir erstmals auf unserer Reise kurz den Personalausweis zücken, wurden aber sodann direkt durchgewunken. 

In Aalborg haben wir dann am Abend einen First-Class Campground gefunden.

Ich wollte noch kurz im Supermarkt (Sonntagabend!) etwas zu essen kaufen fahren, wurde aber bei der Ausfahrt von einer Frau angehalten, die mir ihre Essensvorräte (Vino Rosso, Käse...usw.) schenken wollte, da sie diese nicht mehr benötige. Wie sich später herausstellte, hatte ihr Mann vor ein paar Tagen auf der Fähre einen Herzinfarkt erlitten und war mitten auf dem Ozean direkt von einem Helikopter in ein Krankenhaus gebracht worden. Sie war mit ihrem Sohn quasi hier auf dem Campingplatz untergekommen und wollte die Sachen einfach loswerden.

Kann aber auch sein, dass wir so mitleiderregend aussahen, denn just heute morgen kam ein dänischer Zeltnachbar bei uns vorbei und spendierte uns bei diesen sommerlichen Temperaturen schon eiskaltes Bier, das wir auch gerade verzehren....

Freitag, 7. August 2020

Feuerwerk von Kurven und Tunneln

Heute war ein fast fantastischer Motorradtag!!!
Das Wetter hat gepasst, net zu warm und net zu kalt. Temperaturen durchgehend so um die 20 Grad.
Heute Morgen noch kurz die Drohne steigen lassen, um das fantastische Panorama rund um unsere bescheidene Hütte festzuhalten. Der Campground war eher von der einfachen Kategorie, der Betreiber war offensichtlich ein Anhänger von Peace&Love. 

Nach dem Frühstück ging es im schnellen Ritt über fantastische Nebenstrecken Richtung Südwesten, vorbei an unzähligen Wasserfällen und Fjorden Richtung Odda. 
Die obligatorische Kaffepause darf natürlich auch nicht fehlen. 
Der Siggi kocht im Übrigen fantastischen Kaffee! 

Direkt hinter Odda überrascht uns der Låtefossen, ein fantastischer Wasserfall:
Weiter ging es über unzählige Kurven, um die 53 Tunnel und 2 Fähren in Richtung Tau.

Es ist schwer, das heute Erlebte irgendwie in Bilder zu fassen, wir hätten dafür 100e Stops einlegen müssen und dann wäre es auch nur die Hälfte der Eindrücke. Die Videos der Gopro-Helmkamera werde ich später dem Blog zufügen, da dies on the road ein wenig aufwändig ist. 

Auf der letzten Fähre trafen wir etliche Biker. In der kurzen Wartezeit zuvor wurde über Erlebtes und die besten Routen gesprochen. Kaum zu glauben wie viele deutsch sprechen, oder sogar von dort kommen. Nach dieser Fähre steuerten wir zunächst einen Campingplatz in unmittelbarer Nähe an. Der gefiel uns jedoch nicht und mit rund 80€ auch ein wenig zu teuer. Also den nächsten Platz auf der Route Richtung Tau angesteuert. Neue Straßendecke, sehr kurvenreich. Unterwegs kamen uns PKW und Mopeds entgegen, die Warnzeichen gaben. Also runter vom Gas. Hinter einer der schärferen Rechtskurve dann ein Motorrad im Graben, der Fahrer saß verletzt daneben. Wir haben angehalten und der Siggi hat Erste Hilfe geleistet. Der Verletzte war ein junger Deutscher, den wir kurz zuvor auf der Fähre kennengelernt hatten. Gott sei Dank war er augenscheinlich nicht allzu schwer verletzt. Wir setzten noch den Notruf ab. Kurze Zeit später traf auch schon der Rettungswagen und die Feuerwehr ein. 

Transportiert wurde er aber von einem sofort mitalarmierten Hubschrauber, weil die Entfernung zum nächsten Krankenhaus bodengebunden zu weit war.
Wir setzten unsere Fahrt danach fort und sinnierten darüber, wie schnell so etwas einem passieren kann, auch unverschuldet. 15 Minuten danach hatten wir unsere Hütte für die Nacht klargemacht. Beim Schreiben dieses Blocks lernten wir dann Tormod und Kirsten kennen, er Norweger, sie Deutsche aus dem Ruhrgebiet. Auch mit den Beiden wurden Tipps ausgetauscht. Sie waren sehr nett und haben uns angeboten, sie mal in der Nähe von Oslo zu besuchen. Vielleicht bei unserer nächsten Tour nach N. Wer weiß? Wir haben hier wirklich sehr viele nette Leute getroffen und wir sind wie Renate Bergmann der Meinung:

Donnerstag, 6. August 2020

Ein grandioser Tag

Nach den letzen Tagen, wo uns wetterbedingt etwas die Sicht auf die wunderschöne Landschaft vermiest wurde, heute Morgen zu allererst ein Blick aus unserer Hütte: Wolkenverhangener Himmel! Na bravo, kann das denn wahr sein? Wir machten das Beste draus. Also nochmals in die Koje. Gegen 8:00h sind wir dann doch aufgestanden und haben in aller Ruhe gefrühstückt und uns reisefertig gemacht. Dann noch einmal ein Blick nach oben. Immer noch ziemlich viel Wolken... Kajo entschied sich ohne Regenkombi zu fahren, ich mit. Direkt vor uns lag das Hochplateau Sognefjellet, über das wir unbedingt fahren wollten. Je höher wir kamen, desto verhangener und diesiger wurde die Luft. Schließlich regnete es wieder, so dass wir die grandiose Landschaft und die kurvenreiche Strecke nicht so wirklich genießen konnten. 

Schließlich, auf der anderen Seite des Berges klarte es immer mehr auf und wir konten tolle Fotos mal “ohne Sonnenschein“ machen. 
Auf unserm Weg zum nächsten Hochplateau, dem Aurlandfjellet, passierten wir wieder etliche Tunnel, der längste heute  11 km und 2 Fähren, die wir wiedermal just in time unmittelbar vor Ablegen erreichten. Was die Landschaft betrifft, dachten wir einige Male, schöner geht nimmer. Auch hierbei wurden wir jedes Mal eines besseren belehrt. Traumhafte Fjorde, Flüsse und Seen umgeben von beeindruckenden Bergen.

Eigentlich viel zu schade um weiterzufahren. Da wir auch den kleinen Hunger verspürten, legten wir eine Rast auf einer kleinen parkähnlichen Fläche an einem Tümpel im Örtchen Laerdalsoyri ein. 


Also Kochgeschirr raus und die letzten Reserven in den Topf. Auf der Straße neben uns fuhr eine Tenere mit deutschem Kennzeichen erst runter, dann wieder hoch. Kajo winkte ihm,  darauf bog er zu uns ein. Er klappte sein Visier hoch, kurzes Hallo, dann rief Kajo: hey, Dich kenn ich doch, du bist doch Erik Peters! Er war es wirklich...Erik Peters ist ein unter Motorradreisenden sehr bekannter Weltreisender und Reisejournalist, der viele Bücher und Videos veröffentlicht hat. Wir sprachen über unsere bisherige Tour und auch seine. Auch sein aktuelles Reiseziel ist das Nordkap, wo er allerdings schon mehrfach war. Erst im Januar dieses Jahres musste er eine Expedition dorthin wetterbedingt abbrechen. Wir luden ihn noch ein, zu einem bescheidenen Dinner und nem Kaffee, er hatte aber leider keine Zeit, da er seine Tagesetappe noch schaffen wollte. Jedenfalls für uns ein Highligt, ihn mal persönlich getroffen zu haben. 

Nach unserer Pause gings dann gerade Wegs zum Einstieg in das Aurlandfjellet, einem Hochplatteau mit phänomenalen Ausblicken. Normalerweise würde man statt dieser Passstraße den - man kann es kaum fassen - 24,5 km langen Tunnel unterhalb des Platous nehmen um nach Aurland zu kommen... Wie viel schöner war dann doch diese kurvenübersähte schmale Straße. Mopedtechnisch sehr anspruchsvoll! Wir haben das dann noch getoppt, indem wir ne Schotterpiste zum Gipfel genommen haben, den wir aber wegen eines blockierenden Schneefeldes nicht ganz erreicht haben. Aussichtstechnisches Highlight war die Plattform am Stegastein. Der absolute Hammer...


Mittlerweile war es nach 18:00Uhr und wir beschlossen uns nach einer Bleibe für die Nacht umzusehen.  Wir fanden eine kleine Hütte  auf einem Campground in Gudvangen, direkt neben einem riesigen Felsmassiv mit etlichen Wasserfällen. Auf dem Platz checkte zur gleichen Zeit auch ein junges Paar aus Bayern mit einem Tesla ein. Der Typ vom Camingplatz wies ihnen ein Plätzchen zu, auf dem der Fahrer sich prompt festfuhr... Und dann baute man ein kleines Zelt auf... Wie verückt ist doch die Welt... Einen Tesla fahren für über 100.000€ und dann offensichtlich kein Geld mehr für ne kleine Hütte...oder aber die beiden suchten das Abenteuer... 


Mittwoch, 5. August 2020

Auf dem Weg nach Lom

Am Morgen des 4.8.2020 starteten wir bei aufklarendem Wetter in Richtung Atlantik-Higway. Der pessimistische Siggi im Regenkombi, ich ohne (Siggi hat zumindest am Nachmittag recht behalten). 
Nach einigen Tunnel und Fähren war der Atlantik-Higway schnell erreicht. 
Die ca. 8 Kilometer lange Straße, die u. a. vom Guardian zur besten Autostrecke der Welt gekürt wurde, verbindet über acht Brücken draußen im Atlantik mehrere kleine Inseln, Holmen und Schären miteinander. 
Zuvor sind wir noch durch den 5700 Meter langen Atlantik-Tunnel gefahren, der bis zu 250 Metern unter dem Meeresspiegel verläuft. 
Am Nachmittag ging es dann weiter Richtung Trollstiegen. Kurz vor dem Einstieg in die Steilwand haben wir uns dann am Abend in Andelsnes eine Unterkunft gesucht. In Anbetracht horrender Preise und belegten Hütten haben wir uns dann wieder einmal fürs Zelten entschieden. Direkt neben den Zelten fanden wir eine Grillstelle mit überdachter Sitzecke. Also nochmals aufgsattelt und mit hungrigem Magen zum Supermarkt einkaufen. Mit anderen Worten, das Fleisch hätte locker für vier Personen gereicht. Es regnete nicht mehr, aber die Temperaturen waren in der Nacht einstellig. 
Da durfte Tinto zum Aufwärmen natürlich nicht fehlen... Es war trotz Kälte noch ein schöner Abend. 
Da "der" für den nächsten Morgen wieder Regen voraus gesagt hatte, war frühes Aufstehen angesagt. Um 7 waren wir bereits reisefertig und promt setzte langsam der Regen ein. "Der" hat wieder mal recht behalten. 
Es ging also früh los. Nach wenigen Minuten erreichten wir den Anfang des Trollsteigs, der sich mit ersten echten Kurven ankündigte. 
Schnell ging es dann höher und die Kurven wurden zu Spitzkehren, die sich aneinanderreihten. Die relativ schmale Straße war Gott sei Dank noch recht wenig befahren, forderte aber wegen des Regens und der Beschaffenheit höchste Aufmerksamkeit. Nicht nur für Moped Fahrer ist diese imposante Landschaft ein absolutes Highlight. Es quälen sich auch Wanderer und Fahrradfahrer dort hoch. Immer wieder hielten wir an Viewpoints an um Fotos zu machen. Nicht das beste Wetter dafür, aber noch ok. 
Anschließend ging es im schnellen Ritt weiter zum Geiranger Fjord (Weltkulturerbe). Coronabedingt lagen heute keine Kreuzfahrtschiffe unten im Fjord. 
Nachdem wir den Ort unten auf Meereshöhe erreicht hatten ging es auf der anderen Seite in unendlich vielen Kurven wieder steil bergauf bis auf über 1000 Meter üner N.N.
Hier war eine gänzlich andere Welt. Temperaturen frostig aber landschaftlich wunderschön. 
Die letzten 70 KM nach Lom führten an einem teilweise reißenden Fluss entlang, langsam wieder in wärmere Gefilde. 
Stabkirche zu Lom:

Montag, 3. August 2020

Regentag

Auf dem Weg zum Atlantik Highway sind wir über Trondheim gefahren, um dort ggf. zu nächtigen, da es den ganzen Tag über - teilweise stark geregnet hat. Eine einfache Unterkunft (Etagenbett) in Zentrumsnähe sollte annähernd 90€ zzgl. Parkgebühr von 24€ je Moped kosten, was uns definitiv zu teuer war, so dass wir uns entschlossen haben, weiter zu fahren. 
Der Regen setzte bereits am Abend des Vortrages ein bei einem gleichzeitigen Tempetatursturz von ca. 28 auf magere 11-13 Grad. 😁

Wir haben dann 40 Km hinter Trondheim noch eine bezahlbare Hütte auf einem Campground mitten im Nirgendwo gefunden.
Vorher haben wir uns noch in einem ShoppingCenter mit ein paar Lebensmitteln, einem Sixpack und 2 Flaschen Tinto eingedeckt. 

Der Abend ist also gerettet! Draußen regnet es immer noch und die Tropfen knallen aufs Dach. 

Heute haben wir knapp 200 KM zurückgelegt, eine Fähre genommen und gefühlt 15 Tunnel durchquert. Erwähnenswert ist noch, dass es in den Tunnels trocken war 😉 und die Temperaturen dort deutlich höher als unter freiem Himmel waren. 


Sonntag, 2. August 2020

Mittelnorwegen - Auf dem Weg zum Atlantikhighway

Siggis Geschwafel:

Als mopedfahrender Angler (vermutlich der Erfolgloseste Deutschlands) war der Saltstraumen natürlich ein ganz besonderes  Highligt für mich, da dieser zu den besten Angelrevieren Europas zählt, gleichzeitig aber durch die starken Strudel und heftige Strömung, die bis zu 40 km/h betragen kann, eines der gefährlichsten Angelgewässer ist. Um erfolgreich zu angeln, ist Voraussetzung, dass man das Gewässer kennt. Auch wenn dies für mich nicht zutrifft, konnte ich dennoch einige recht passable
Makrelen aus dem Gewässer ziehen, die prompt in unserer Pfanne gelandet sind. 
Das da deutlich Luft nach oben war, zeigte sich abends beim Ausnehmen der Fische, als ich neidvoll die von Menge und Dimension her deutlich größere Ausbeute meiner erfolgreicheren Kollegen bestaunte. Neben mir stand einer, der geschätzt 50 kg Fisch filetierte, die er an dem einen Tag gefangen hatte.
Nun ja, wir sind ja auf Mopedtour und mit der mitgenommenen einfachen Reiserute sollte man auch nicht zuviel erwarten...
Wie dem auch sei, für mich war der eingelegte Chill-Tag eine willkommene Abwechslung und Dank Kajo hatten wir abends auch wieder saubere Wäsche zur Verfügung.

Am Samstagmorgen wurden dann nach einem Männerfrühstück mit Priorität auf reichlich gebackene Eier, flux die Zelte abgebaut und unser ganzer Kram wieder auf den Mopeds verstaut. Nur am Rande erwähnt, dass dürften so an die 75 kg Gepäck je Moped sein...

Gegen 10:30h verließen wir dann den Campingplatz direkt am Saltstraumen, einem der bisher schönsten auf unserer Tour. Unsere Reise führte uns zunächst nocheinmal über eine Brücke hoch über dem Gezeitenstrom auf die E17, dann später auf die E6, weil wir unbedingt ein Foto am Polarkreis machen wollten, den wir ansonsten auf der Fähre passiert hätten. Auf dem Weg kamen wir wieder einmal an atemberaubenden Landschaften, pitoresken Gebirgsformationen und reißenden Gewässern vorbei. Einfach wunder-wunderschön.
Gegen 14:00 Uhr erreichten wir dann den nördlichen Poarkreis (Arctic Circle) der laut Wikipedia auf 6° 33' und 55'' nördlicher Breite liegt.

Weiter gings dann auf mal mehr, mal weniger kurvenreichen Strecken Richtung Süden. Es fällt auf, dass es an diesen Strecken gewaltige Baustellen gibt, die nicht wie in Deutschland zu Verkehrschaos - aber teilweise zu erheblichem Abtrag von Felsmassiven führen. So in Deutschland kaum vorstellbar. Für uns Mopedfahrer führt das leider durch die Begradigung der Strecke zu etwas Verlust an Fahrspaß.
Recht müde beschlossen wir dann nach ca. 350 km in Grane, auf einem Camingplatz eine Hütte zu nehmen. Wir wurden empfangen von einer noch recht jungen Asiatin, die wir aber kaum verstanden. Ein älterer Mann so um die 75 kam ihr zu Hilfe. Kajos kurze Frage: “your father?“ - wohl ein kleiner Faux Pas, ihre Antwort: “No, my husband“...
Auf jeden Fall war der ein ganz Harter. Stolz zeigte er uns seine Sammlung deutscher Militaria aus dem 2. Weltkrieg samt deutscher Reichsflagge. 
Dieses Bild hing an der Wand seiner Werkstatt, für das man in Deutschland wahrscheinlich in den Knast kommen würde:
Abends noch ein paar Gespräche mit Mitcampern - unser Englisch ist inzwischen wieder ganz passabel, wenn wir damit nicht weiterkommen, Kajos Kölschplatt versteht wirklich jeder...
Da wir beide recht platt waren ging's am Samstag recht früh in die Falle.

Heute, Sonntag starteten wir nach der üblichen Frühstücks- und Aufrödelprozedur wieder um 10:30 Uhr gen süd-west. Bei mir zeigte die Tankuhr noch 90 km Reichweite an, also Zwischenziel “nächste Tankstelle“. Die erreichten wir nach ca 95 km Fahrstrecke... Puh, das war knapp. Das zeugt aber gleichzeitig von der gigantischen Größe Norwegens. Am Morgen dann noch eine Fähre genommen, dann gefühlte 20 Tunnel durchfahren, teilweise sehr lang (längster heute: 9 km) und wir fragen uns, wie man es wohl schafft, einen Tunnel von 2 Seiten so zu bohren, samt Höhenunterschiede, teilweise unter Meeresniveau, inklusive etlicher Kurven, dass sich beide Enden in der Mitte genau treffen. Solche Gepräche, aber auch über Politik und die Welt führen wir nebenher während der Fahrt über Helmsprechquackgarnitur...

Ja und wir merkten auch das Sebastian und Lisa nicht mehr mit uns fahren. Deren obligatorische Ein-Uhr-Mittagspause, bei der auch gekocht wurde, fehlt uns. So gab's bei uns heute mal wieder Fastfood zwischendurch. Ganz nebenbei: seit wir in Norwegen sind, gab's bei uns mangels Angebot nicht einen Tropfen Tinto. Das kann so nicht weitergehen. Sonntags haben in Norwegen die allermeisten Geschäfte zu, will heißen, wir konnten nicht mal eine Dose Bier käuflich ergattern.
Ein Glück, dass unser Hüttenwirt auf dem heutigen Campground  “Osen Fjordcamping“ unsere Misere erkannte. Er schenkte uns aus Mitleid 2 Dosen eiskalten original deutschen Krombachers, wieder mal Glück gehabt...