Freitag, 31. Juli 2020

Lofoten

Nach ca. 4.400 Km Anreise über das Baltikum zum Nordkap ging es nun wieder Richtung Südwest, Ziel Lofoten, meinem Reiseziel mit dem Wohnmobil im letzten Jahr.

Die ersten 100 Km hoch im Norden führten uns bei angenehmen 25 Grad und fantastischem Moped-Wetter zunächst auf geschwungenen Küstenstraßen, vorbei am Meer mit herrlichen Aussichten. Hier konnten wir im Vorbeifahren auch Delphine im Meer beobachten. Auf dieser Strecke, wie auch auf unseren Wegen in den vergangenen Tagen mussten wir permanent auf Rentiere achten, die sehr oft einzeln oder in ganzen Gruppen gefühlt völlig unerschrocken auf der Straße standen oder vor uns herliefen.

Schnell wechselte dann die Landschaft auf lange Geraden in stetigem Auf und Ab mit Blick bis zum Horizont. Das Navi zeigte eine Höhe von 350 m über Nn und stellenweise wehte ein äußerst kräftiger Seitenwind, der das Motorrad gehörig in Schräglage versetzte. Ab Alta fuhren wir dann erneut vorbei an traumhaften Landschaften und Stränden Richtung Lofoten. Bei dem herrlichem Wetter waren wir uns schnell einig, in der freien Natur zu campen (Buschcamping), das hier in Norwegen grundsätzlich erlaubt ist. Schnell hatten wir eine frisch gemähte Wiese, fernab der Zivilation gefunden. Dort wurden die Zelte aufgebaut und bei Bier, Grillfleisch und selfmade food ließen wir es uns gut gehen und haben den "Sonnenuntergang" genossen, obwohl die Sonne soweit im Norden gar nicht untergeht. 
Glücklicherweise hatten wir Sebastian und Lisa getroffen, die uns küchentechnisch um einiges voraus sind. Wenn Siggi und ich alleine kochen, kommt oft nicht viel dabei heraus. Wir stärken uns daher meist mit Fastfood. 🤔

Gegen Mitternacht ging's in die Koje. Dann gegen 02:15h plötzlich laute Motorengeräusche die schnell näher kamen und uns aus dem Schlaf rissen. Ein kurzer Blick aus dem Zelt und ein Riesentrecker samt Schwader kam bedrohlich nahe ans Zelt und brachte das Gemähte auf Rollen, ein weiteres Ungetüm presste es kurze Zeit später direkt zu Rundballen. Siggi hat den Treckerfahrer wohl noch gegrüßt, ein Gruß zurück, dann würde die Nachtruhe fortgesetzt.

Nach einer  Katzenwäsche und einem ausgiebigen Frühstück ging die Reise weiter. Mittagsrast haben wir irgendwo im nirgendwo an einer idyllisch gelegenen Hütte mit tollem Seeblick gemacht. 
Abends haben wir dann die Lofoten erreicht und auf einem Campingplatz in Evenes genächtigt. 

Am nächsten Morgen und frisch geduscht haben wir langsam und mit einigen Fotostops die Lofoten erkundet. Manchmal haben wir die vorhandenen Tunnel über alte Umgehungsstraßen direkt an den Klippen vorbei genommen oder haben Abstecher der einzigen Hauptverbindungsstraße nach links oder rechts eingeschlagen.

Die obligatorische Mittagspause ist Dank der beiden Österreicher zum täglichen Ritual gewordenen, bei der oft auch mehrere Kocher zum Einsatz kommen. Diesmal hat der Siggi an einem Fluss unter einer Brücke die Angel ausgeworfen und prompt vier Fische gefangen, die wir uns dann Abends zubereitet haben. 
Der Campingplatz lag direkt am Sandstrand. Neben unserem Zelt war ein norwegisches Pärchen und 3 Leute aus Konstanz, die mit ihren GS'en auf dem Weg zum Nordkap waren. 
Der eine, ein etwas älterer Biker meinte zu uns, wir sollten die Zeit genießen und weiterhin mit dem Motorrad reisen, solange es noch ginge! Wohl wahr, diese Worte. 
Am nächsten Morgen sind Lisa und Sebastian schon früher aufgebrochen, da die beiden einen engen Zeitplan haben und in etwas über einer Woche die vorgebucht Fähre nach Dänemark erreichen müssen. 
Siggi und ich sind dann etwas später gemütlich aufgebrochen und haben dann den wohl schönsten Teil der Lofoten erkundet! 
9pm


Am Abend haben wir unsere Reisepartner dann durch Zufall an der Fähre nach Bodo, die das westlichen Ende der Lofoten im Atlantik mit einer Dreistunden-Überfahrt wieder mit dem Festland verbindet, wiedergetroffen. 
So sind wir dann wohl ein letztes Mal zusammen gefahren und haben gemeinsam auf einem Campingplatz direkt am Saltstraumen, dem größten Gezeitenstrom der Welt, der äußerst fischreich sein soll, genächtigt. 
Heute morgen sind die beiden dann nach einem gemeinsamen Frühstück alleine Richtung Heimat aufgebrochen. 

Der Siggi hat sich derweil die Angel unter den Arm genommen und versucht heute hier sein Angelglück, da habe ich mal Zeit, ein paar Zeilen zu schreiben 😁

Update 1.8.2020, 09:13:
Gestern Mittag hatten wir 2 schöne Fische in der Pfanne, gestern nachmittag/abend nur einen Fisch gefangen - aber dafür eine durchgebrochene Angelrute, die wahrscheinlich von einem ca. 5-10 KG Seelachs zu verantworten war. 

Donnerstag, 30. Juli 2020

Nordkap

Das Ziel der Reise ist in greifbarer Nähe. Wir haben via booking.com für zwei Tage in einem "Russenhotel", ca. 60 Km südlich des Nordkaps eingecheckt, um in aller Ruhe in der Nacht zum Kap fahren zu können. Die offizielle Öffnungszeit liegt dort zwischen 11:00 bis 01:00 in der Nacht. 

Der äußerst unfreundliche Empfangschef, gleichzeitig Kellner, Zimmermädchen, Koch und vieles mehr hat uns die gute Laune ein wenig versaut, da sowohl die Sauberkeit, die Freundlichkeit und insbesondere aber das Preis- Leistungsverhältnis stark zu wünschen übrig ließen. 

Der Plan ist aufgegangen:
Wir konnten gegen 2:30 in der Nacht bei Sonnenschein und angenehmen 16 Grad mit unseren Maschinen an der Schranke vorbei direkt zur magischen Kugel des Nordkaps vorfahren. Zu dieser Uhrzeit und bei allerbeste (Fotografie)-Wetter waren wir ganz alleine dort. 

Das war schon ein ergreifender Moment nach ca. 4400 Kilometern am nördlichsten Punkt des europäischen Kontinents zu stehen!


Dienstag, 28. Juli 2020

Finnland

Beim Verzurren unserer Mopeds auf der Fähre vernahmen wir deutsche Töne. Eine Honda, mit österreichischem Kennzeichen stand hinter uns. Ein junges Pärchen, Lisa und Sebastian, auch auf dem Weg zum Nordkap. Die Kontaktdaten wurden für den Fall der Fälle ausgetauscht. Man weiß ja nie.

Unsere Fahrt verlief bei durchwachsenem Wetter ohne Probleme zum Tags zuvor vorgebuchten Campingplatz in Heinola, direkt an einem See gelegen, wo wir uns eine kleine Hütte zum "Sonderpreis" von 66€ gegönnt hatten, in der ein Kühlschrank und 2 Etagenbetten so gerade Platz hatten. 

Am Abend hat der Siggi eine ordentliche Portion homemade Nudeln mit überbackenen Eiern zubereitet. Da es in Finnland im normalen Supermarkt keinen Tinto zu kaufen gibt, gab's ersatzweise Dosenbier vor der Hütte.
Irgendetwas war dann doch falsch... Entweder war die Dosis oder die Hütte zu klein. 
Geschlafen haben wir jedenfalls nicht viel, weil jeweils einer den anderen “wachgescharcht“ hat...
Am nächsten Tag ging es bei durchwachsenen Wetter weiter gen Norden. Dank ordentlicher Regenausrüstung schafften wir 
gut 500 km zu einem Campingplatz etwas nördlich von Oulu, auf dem wir dank Unterstützung von “archis camping europe“ von unterwegs eine Hütte buchen konnten. Die Strecke verlief unspektakulär, wenige Kurven, viele Seen, noch mehr Bäume, teils Regen, Mücken, mittags ausnahmsweise mal die Konkurrenz von Mäckes genossen, dazugelernt wo Tinto in Finnland zu kaufen gibt...

Die Hütte die wir dort bezogen, war um Längen besser und um die Hälfte günstiger als die vorherige in Heinola. Wir hatten dort relativ schnell Kontakt mit einer russisch-finnischen Familie (Oma, Tochter und Enkelsohn Hugo), mit der wir länger zusammen saßen und uns bei ein paar Tinto und Vodka auf Russen-englisch und kölschem Platt nett unterhielten.
Wie wir per WhatsApp erfuhren, waren die beiden jungen Ösi's nur wenige Kilometer hinter uns, sodass wir uns so dass wir uns am nächsten Morgen zu einem Kaffee bei uns verabredeten, um dann ein Stück des Weges gemeinsam zurückzulegen.
Bei durchwachsenen Wetter, aber durchgehend mit Regenkombi haben wir gegen Abend einen Campground mit 2 einfachen Hütten gefunden, nachdem wir vorher noch schnell einen Stop bei Santa Claus an der Grenze zum Polarkreis eingelegt hatten. 

Lisa und Sebastian hatten abends noch zu einem Hütten-Dinner eingeladen. Die Getränke haben wir dann beigesteuert. 

Der Siggi hat anschließend, so gegen Mitternacht noch die Angel Rute ausgepackt und versucht, einen Fische zu fangen. Das leider nur mit geringem Erfolg, denn er hat frühzeitig gegen die Mücken kapituliert. 

Am nächsten Morgen sind wir vier gemeinsam bei strahlendem Sonnenschein aufgebrochen und hatten schnell die finnisch-norwegische Grenze erreicht. 
Die letzten 100 Km durch Finnland wurden dann auch wieder abwechslungsreicher und landschaftliche schöner, so dass wir öfter mal zu einem Zwischenstop anhielten. 
Gegen Abend erreichen wir dann das vorgebuchte Hotel ca. 60Km vorm Nordkap. 

Strassentechnisch bleibt festzuhalten, dass Nordfinnland und Norwegen eindeutig schönere Strecken für Motorradfahrer beinhalten. 








Mittwoch, 22. Juli 2020

Resümee Polen und Baltikum

Mittwoch, 22.07.2020
Hier schreibt der Siggi:
Heute Morgen galt es für uns früh “raus aus den Federn“ unserer bequemen Hotelbetten, denn wir wollten die Fähre nach Helsinki nicht verpassen. Auf eben jener haben wir das bisher Erlebte in Polen und den 3 baltischen Staaten mal kurz zusammengefasst.
Erstes Thema, Gastfreundlichkeit: Da gilt für alle vier Länder das Gleiche. Wir sind überall freundlich empfangen worden, nirgendwo haben wir auch nur irgendwelche Vorbehalte uns deutschen Moped-Touristen gegenüber verspürt. Highlight war die Hilfe bei unserer Panne in Litauen, wo wir die Hilfsbereitschaft eines litauischen Motorrad-Kollegen und sogar der Hells Angels erfahren durften. 
Zweites Thema, Verkehr, Straßen und Mopedfeeling: Hier muss man etwas differenzieren. In Polen waren wir über weite Strecken auf gut ausgebauten Autobahnen unterwegs, die oft nur wenig befahren waren. Oft sind wir aber auch Landstraßen gefahren, die meist in einem guten Zustand, teilweise aber auch stark frequentiert waren (besonders Gegend um Danzig und Köslin). Immer wieder gab es Baustellen, bei denen zumindest für uns die offizielle Umleitung nicht wirklich erkennbar war. Letzteres war aber für uns kein Problem... wofür fahren wir schließlich Reise-Enduros😉. Das zahlte sich z. B. einmal mehr aus, als wir in den Masuren über 30km  offizielle, nicht gesperrte Straßen (Straßen? Ist wohl das völlig falsche Wort; man könnte es vielleicht eher als Schotter-, Schlamm-, Matschschneisen im Dschungel bezeichnen) geritten sind. Dementsprechend sehen unsere Mopeds seitdem auch aus🌚. Erschwerend hinzu kam während unseres Polen-Aufenthaltes häufig strömender Regen. Insgesamt kann man aber die Straßen für GS'ler als "einbandfrei😉" bezeichnen, will heißen, genügend Kurven und Offroad-Anteil.
In Litauen scheint es nur zwei Wegetypen zu geben... Schnurgerade, oft gut, manchmal naja. Der zweite Typ: Voll Cross!
So ähnlich kann man das auch für Lettland beschreiben. Fährt man von den Hauptverbindungsstraßen ab, landet man meist auf Schotterpisten.
Anders, jedenfalls haben wir das so empfunden, ist das in Estland. Zwar sind auch hier die Straßen schnurgerade, aber im Zustand fast immer gut. Verkehrstechnisch kamen wir in Estland gut voran. Wir sind allerdings hier auch nur die direkte Verbindung zwischen Riga und Tallinn gefahren
3. Thema, Tourismus, Infrastruktur, Besonderheiten:
In Polen fanden wir hier und da noch Ostblock-Verhältnisse wie z. B. an manchen industriellen Anlagen vor. Insgesamt erscheinen die Standards in Polen bezüglich Infrastruktur und Tourismus aber absolut westlich. Touristisch haben wir die Masuren als Highlight empfunden. 
Litauen und Lettland sind eher ländlich ausgerichtet. Abgesehen von den wenigen größeren Städten haben wir kaum Industrie gesehen. Tatsächlich ist es auch nicht einfach dort eine Unterkunft zu finden. Touristisch also eher noch viel Luft nach oben. Aufgefallen sind uns jede Menge Bushaltestellen, sogar mit Busbüdchen in the middle of nowhere. Kein einziges Haus in der Nähe erkennbar. Bemerkt haben wir auch, dass es in den baltischen Ländern offensichtlich so gut wie kein Waldsterben gibt. Jedenfalls ist uns nicht ein kranker Baum begegnet (bitte Greta und FfF informieren)
So richtig von den Socken waren wir aber in Estland, oder besser gesagt in Tallinn, seiner Hauptstadt. Da kann Deutschland sich tatsächlich noch was abschauen. So z. B. das verbriefte Gundrecht auf freies Internet und der freie Öpnv (zumindest in Tallinn). Überhaupt ist man dort gefühlt technisch weiter: In Einkaufszentren ist die Regel, dass man seine Waren an dafür bereitgestellten Terminals selbst einscannt - und selbstverständlich mit Karte bezahlt. Überall gibt es eine Art Sharing für e-Roller und Fahrräder. Code mit der App einscannen und Losfahren. Insgesamt eine wirklich sehr beeindruckende Stadt, auf jeden Fall den freien Tag, den wir uns dort genommen haben, wert. Da sprechen die Bilder der Stadt, wie wir finden, für sich....
In allen Ländern, in Polen wie im Baltikum hatten wir zudem immer, auch noch  im letzten Schlagloch, vollen Ausschlag bei der Mobilverbindung und ein hochperfomantes Netz... Kein Vergleich mit der Eifel.
Wirklich beeindruckend!

Dienstag, 21. Juli 2020

Estland - Tallinn 3/3 Pictures only

Estland - Tallinn 2/3 Pictures only

Estland - Tallinn 1/3

Gestern sind wir nach ca. 300 Km bei bestem Motorrad-Wetter in der Hauptstadt Estlands, Tallinn angekommen. Eingecheckt haben wir im sehr empfehlenswerten "Hotel Kreutzwald" in fußläufig erreichbarer City-Nähe.
Nach einem ausgiebigen Frühstück, das absolut keine Wünsche offen gelassen hat, haben wir heute diese grandiose Stadt mit ihrer historischen Altstadt sowie die Markthalle und den "Russenmarkt" erkundet.

Die Altstadt von Tallinn, seit 1997 Unesco-Weltkulturerbe, ist ein absolutes Highlight!

Durchweg junges Publikum, Ein verbrieftes Grundrecht auf freies Internet in ganz Estland sowie kostenlose Busbenutzung. Da kann sich Deutschland noch einiges abschauen. Die Altstadt ist flächendeckend mit schnellem WLAN abgedeckt, ohne Verifizierung und Zeit-Limit! 

Hier eine Fotoauswahl unseres Citywalks: