Montag, 27. September 2021

Route des Grandes Alpes 2021 2/3

Das nächste Tagesziel ist Briancon. Es geht über zwei atemberaubende Pässe, nämlich den Col de I’lseran (2.762 Meter), der fahrerisch und optisch das erste große Highlight der RdgA ist und den Col de Galibier mit 2.645 Metern. Der Rundblick auf der Passhöhe ist gigantisch, ganz im Norden erhebt sich die Spitze des Mont Blanc. Insgesamt waren wieder viele Kurven zu verzeichnen. Die Suche nach einer Unterkunft spätnachmittags gestaltete sich allerdings etwas schwieriger, da einige im Navi verzeichnete Unterkünfte (coronabedingt?) nicht mehr existent waren. Letztendlich wandelte es sich aber doch zum Guten und wir konnten in einem chicken Motorradhotel untergekommen. Abends gabs in einer kleinen Bar Arabiata und für Siggi Spagetti Bolognese (Kinderportionen) sowie je zwei Bier für schlappe 55€. Ganz schön happig die Preise im Franzosenland!

Das Leben ist schön!

Der nächste Tag sollte uns dem Mittelmeer schon ein wenig näher bringen. Der nächste Höhepunkt der RdgA wartet ungefähr 20 Kilometer hinter Briancon: der Col d’Izoard. Das Denkmal auf dem 2.361 Meter hohen Gipfel hat die Form eines Obelisken und erinnert an die beim Bau der Straße beteiligten Gebirgsjäger. 

Es folgen noch etliche weitere Pässe, die letzten des Tages gut unter 2000m, jedoch gefühlt mit noch mehr und noch engeren Kurven. Bei immer wieder mal angelegten Fotostopps erkennt man silhoettenförmig den Straßenverlauf in den Hängen, oft Steilwände. Wenn man sich das in Ruhe anschaut, weiß man nicht mehr, ob man wirklich da hoch oder runter will… Man darf wohl nicht zu sehr drüber nachdenken…

Was wir auch merken ist, dass die Landschaft sich deutlich verändert. Sah es auf dem Iseran und Galibier noch aus wie eine karge Mondlandschaft wird es weiter südlich immer grüner. Auch die Temperaturen werden höher, so dass wir immer mehr Klamotten von uns abwerfen.

Irgendwann am Nachmittag buchen wir uns per Online-Portal eine Unterkunft entlang der Route, diesmal ein Hotel zum ziemlich günstigsten Preis. Mal sehen was uns da erwartet…

Weiter gehts auf der RdgA, immer Richtung Süden. Unterwegs kommen wir durch eine Region, in der 2020 wohl eine Flut durchgeschlagen ist. Unglaublich was wir da sehen. Das sieht jedenfalls noch schlimmer aus wie an der Ahr bei uns. Weggeschwemmte Häuser, riesige Brocken von Steinen, die mitgerissen wurden, völlig zerstörte Infrastruktur in der Region überall.

Auf dem weiteren Weg führt uns die Route auf den Col de Turini. Nur ca. 1600m hoch, aber der Weg hat es in sich. Extrem viele und enge Kurven, schmale Straßen, Steilhänge und Gegenverkehr… Oben auf dem Pass finden wir auch unser Hotel, Les Kaschemmos, oder so ähnlich. Die naheliegende deutsche Übersetzung dazu passt aber voll zu dem, was wir da sehen. Naja, gebucht ist gebucht. So beziehen wir unsere Zimmer (Zimmer????) Siggi im 3. Stock, Kajo im ersten. Nach Brandschutz fragt man besser nicht und denkt auch besser nicht drüber nach.

Mangels anderweitigem Angebot trinken wir hier ein paar Bier und ringen uns mit dem Mut, den wir uns in der Zwischenzeit angetrunken haben durch, hier auch etwas zu essen. Gewagt! Aber erstaunlicherweise am Ende doch recht gut. Geschlafen haben wir anschließend wie ein Stein.

Am nächsten Tag geht es nach dem Frühstück bei bestem Wetter los gen Menton am Mittelmeer, was nur noch ca. 60 Km entfernt ist. Eine sehr schöne Strecke mit Kurven satt. Um 11:00 Uhr erreichen wir dann das Meer, wieder mit traumhaften Kulissen unterwegs und am Ziel. Damit ist auch das Ziel der Reise erreicht. Der Grund der Reise, in Menton ein Eis zu essen, haben wir aber verfehlt. In ganz Menton keine Eisdiele gefunden. So starten wir ca. 2 Stunden später mit einem Zwischenstopp bei Mäckes  wieder Richtung Norden, der Heimat entgegen. Wegen dem nicht erfüllten Reisegrund werden wir wohl oder übel irgendwann noch mal da runter müssen….

Eigentlich wollten wir den Heimweg über Italien auf einer anderen Route antreten. Diese Strecke ist aber flutbedingt in wesentlichen Teilen noch gesperrt, so dass wir uns entschließen, den Rückweg auf der gleichen Route wie auf dem Hinweg anzugehen. Das stellt sich im Verlauf der weiteren Tour als ‚gute Entscheidung‘ heraus, denn die Perspektive auf Berge und Landschaft ist nun eine völlig andere.

Das wieder von unterwegs gebuchte Hotel in Barcelonette, ca. 150Km Richtung Norden, erreichen wir gegen Abend. Hier scheint so etwas wie Kirmes zu sein, jedenfalls sind die Straßen in dem beschaulichen Örtchen voller Menschen. Nach einem ausgiebigen Dinner in der Stadt fallen wir am frühen Abend in unsere Kojen.

In der Nacht hat es prasselnd geregnet und auch am Morgen gibt es immer wieder heftige Schauern. So frühstücken wir heute sehr ausgiebig um schließlich mit Regenkombi bestückt, unsere Reise fortzusetzen.

Unterwegs regnet es wieder in Strömen, während wir unseren ersten Pass für den Tag fahren. Es regnet immer weiter, so das wir den nächsten Pass umfahren. Gestrandet sind wir schon um ca. 13:00 Uhr in Briacon (da waren wir schon mal auf der Hintour eingekehrt), weil es uns einfach keinen Spaß macht bei diesem Wetter weiterzufahren. Gegen Nachmittag klart es aber auf, die Sonne scheint sogar wieder. Wir machen unseren kulturellen Auftrag der Route und erkundigen die Altstadt der höchstgelegenen Stadt Frankreichs.

Gegen Abend nach ein paar Bier und Tinto diskutieren wir heftig den Wahlausgang in Deutschland. Da treffen schon Positionen aus verschiedenen Lagern aufeinander…. Aber was soll’s, wir ändern eh nichts dran. Wir erwägen höchstens eine Auswanderung nach Namibia oder Skandinavien…























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